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AutorenbildLaura Buttkereit

Gestörter Atem = gestörter Geist?

Die Atmung ist einer dieser körperlichen Vorgänge, über die man normalerweise nicht nachdenkt, so läuft doch alles automatisch und selbstverständlich ab. Das beginnt schon direkt nach der Geburt, wenn beim gesunden Säugling der Atemreflex zum ersten selbständigen Atemzug führt. Dieser sehr kräftige Atemzug öffnet die in der Lunge noch kollabierten und mit Wasser gefüllten Lungenbläschen und schafft so die Basis für alle weiteren Atemzüge. Während all diese Vorgänge automatisch ablaufen, neigt man schnell dazu, zu vergessen, dass die Atmung dennoch über die Atemhilfsmuskulatur steuerbar ist. Wir können direkten Einfluss auf unser Einatmen und unser Ausatmen ausüben und diese Vorgänge so für unsere Zwecke nutzen. Neben der Steuerung der Atmung für das Sprechen, Husten oder Singen können wir auch Einfluss auf unsere Atmung ausüben, um unseren Geist und unseren Körper zu beeinflussen.


In klassischen Yogaschriften beispielsweise spielen neben den Körperübungen des Yogas vor allem auch die Atemübungen des Pranayamas ("Prana" = Lebensenergie, "ayama" = kontrollieren) eine wichtige Rolle. In der "Hathapradipika" heisst es sogar, dass durch einen gestörten Atem auch der Geist gestört wird. Die Pranayama Atemübungen bieten sowohl für Yoga Praktizierende als auch für jeden anderen eine enorm wirkungsvolle Methode zur Zentrierung des Geistes. Es gibt beruhigende, stresslösende aber auch energetisierende, kraftaufbauende Techniken. Wie bei allem ist die regelmässige Übung und Nutzung der Techniken ein wesentlicher Faktor, wenn man die Techniken gezielt je nach Situation nutzen will, um die "Lebensenergie entsprechend zu kontrollieren".


Auch die moderne Wissenschaft hat mittlerweile bereits einige der Zusammenhänge zwischen der Atmung und der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit untersuchen und nachweisen können. Neben der Vergrösserung des Lungenvolumens durch ein regelmässiges Üben von Atemtechniken konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass Mundatmung und Nasenatmung einen unterschiedlichen Einfluss auf die Gehirnaktivität haben. Während durch die Nasenatmung die Gedächtnisleistung und auch das Deuten von Emotionen anderer Personen verbessert wurde, konnte dies durch die Mundatmung nicht erreicht werden.





Als einfache Atemtechnik zum Üben eignet sich beispielsweise die Wechselatmung aus dem Pranayama. Diese Technik ermöglicht eine einfache Kontrolle der Atmung und fördert die Lungenkapazität. Sie wird als Technik der Reinigung verstanden und soll Erkältungskrankheiten vorbeugen und bei Asthma, Allergien und Heuschnupfen vorteilhaft sein. Der Geist wird durch diese Atemtechnik beruhigt und harmonisiert.


Wechselatmung (Nadi Shodana):

  1. Setzen Sie sich aufrecht hin.

  2. Legen Sie den Zeige- und Mittelfinger Ihrer rechten Hand auf Ihre Stirn, während die linke Hand bequem auf dem linken Oberschenkel abgelegt wird.

  3. Die Kuppe des Daumens liegt auf dem rechten Nasenflügel und die Kuppe des Ringfingers liegt auf dem rechten Nasenflügel.

  4. Zunächst wird ruhig über beide Nasenlöcher ausgeatmet.

  5. Der Daumen verschliesst nun das rechte Nasenloch und es folgt eine Einatmung durch das linke Nasenloch für 4 Sekunden.

  6. Nun werden beide Nasenlöcher verschlossen und die Luft für 8 Sekunden angehalten.

  7. Über das rechte Nasenloch wird nun 8 Sekunden lang ausgeatmet und dann 4 Sekunden lang wieder eingeatmet.

  8. Diese Technik sollte 5 - 10 Runden wiederholt werden.

  9. ACHTUNG: bei Herzerkrankungen oder einer Schwangerschaft sollte der Teil des Luftanhaltens weggelassen werden.


Eine weitere Atemtechnik ist die Kapalabhati Methode, die ebenfalls zu den Pranayamas gehört, die ebenfalls der Reinigung dienen soll. Die Nasennebenhöhlen und Stirnhöhlen sollen durch den starken Luftstrom in diesen gereinigt werden. Es handelt sich um eine aktivierende Technik und der Sauerstoffgehalt im Blut wird stark erhöht. Dies kann im ersten Moment auch zu Schwindelgefühlen führen. Nach etwa 10 Minuten ist der Kopf komplett klar.


Kapalabhati (Schädelleuchten)

  1. Setzen Sie sich aufrecht hin.

  2. Konzentrieren Sie sich nicht auf die Einatmung, sondern legen Sie den gesamten Fokus auf die Ausatmung.

  3. Die Lunge sollte zu Beginn etwa halb gefüllt sein.

  4. In kurzen, kraftvollen, schnellen und geräuschvollen Ausatmungsstössen wird die Luft durch die Nase ausgestossen.

  5. Fangen Sie mit 20 Ausatmungsstössen an und erhöhen Sie die Anzahl schrittweise (in 10er Schritten). Überschreiten Sie als Anfänger nicht 120 Ausatmungsstösse.

  6. Die Einatmung ist passiv und passiert automatisch.

  7. Brustkorb und Schultern bleiben unbeweglich, der Bauch bewegt sich bei der Einatmung automatisch vor.

  8. ACHTUNG: während der Schwangerschaft ist die Methode nicht geeignet.





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